Hallo zusammen,
ich bin selbständig im Einzelhandel. Ich habe vor 4 Jahre mit einem Pfandleihhaus in der schönen Stadtmitte Hamburgs angefangen.
Ich wollte gerne über meine Selbstständigkeit und deren Anfang reden und euch evtl. einen kleinen Einblick geben.
Ich bin aktuell 22 Jahre alt, begonnen hat das Ganze mit meinem 18. Lebensjahr.
Ich..ich..ich..huch
Vor 5 Jahren, als ich 17 Jahre alt war, habe ich erfolgreich die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen. Davor habe ich einen Realschulabschluss "gemacht". Ich hätte natürlich weiter machen können, jedoch war es nicht das Wahre für einen damals fast volljährigen Jungen dies zu tun.
Ich habe mir schon in meiner Schulzeit viele Gedanken gemacht, wie es nach der Schule wohl weiter geht.
Kurz vor meinem 18. Geburtstag habe ich die Entscheidung getroffen, mich selbstständig zu machen.
Schnell ohne weitere Gedanken bin ich zur Arbeitsagentur, zum Anwalt und letzten Endes zu meinen Eltern.
Man muss wirklich mit negativen Aussagen rechnen, sowohl von Freunden als auch von der Familie. (Bei jedem natürlich anders )
Ich habe bereits während der Schulzeit und in der Ausbildung mir viele Informationen über das Internet besorgen können.
Dementsprechend wusste ich auch zu diesem Zeitpunkt, was ich machen wollte.
Während meiner Ausbildung, als ich noch bei meinen Eltern wohnte, habe ich 75% meines Gehaltes gespart.
Die anderen 25% gehört dementsprechend meinen Eltern.
Ich hatte am Ende meiner Ausbildung durch das Ersparte ein Kapital von rund 16.000 Euro.
Ich habe mir früher nicht wirklich etwas gegönnt. Jedoch konnte ich vieles machen, auch wenn ich mein Gehalt anderweitig gespart habe.
Mit meinem Ersparten, mit dem Geld von meinen Eltern & Familie als Zuschuss (Was wirklich eine lange Diskussion war, bis ich letztendlich das Geld bekommen habe) und ein Kredit von der Bank, konnte ich ein Gewerbe, eine Immobilie und viele Kontakte erwerben.
Ich habe zu diesem Zeitpunkt 5.000€ in Werbung/Marketing gesetzt. Für Hamburger Verhältnisse war das eine geringe Streuung.
Mit einer Immobilie und keinem Personal ginge ich los. Ich war auf Europa-Reise. Mit einem guten Wissen über mein Geschäft und mein Recht etc. konnte ich viele Verträge mit verschiedenen Handelsträger abschließen.
Die ersten Monate waren schleppend und liefen überhaupt nicht. Ich hatte ein Kapital, was jeder Selbstständige tun sollte, um mehrere Monate auf den Beinen zu bleiben.
Nach einiger Zeit durch einen großen Zufall im Hamburger Radio kamen die ersten Kunden, die uns immer noch besuchen.
In meinem ersten Jahr als Selbständiger mit einem Pfandleihhaus habe ich endlich Erfolg gehabt.
Aktuell bieten wir Schmuck, Elektronik, Spielzeug, Sport-Artikel, Autoteile, Möbel, Werkzeuge, Kleidung uvm. - und natürlich auch Neuwaren.
In einem Pfandleihhaus kann man als Händler verkaufen, ankaufen (kaufen) und versetzen lassen.
Versetzen heißt pfänden. Der Kunde gibt z.B. einen Ring, wir bieten dem Kunden einen sinnvollen und fairen Preis und lassen ihn für diesen Preis pfänden.
Der Kunde kann für das Geld mit Zinsen innerhalb von 60 Tagen den Ring zurück kaufen.
Wir bieten generell jedem Kunden einen Zinssatz von 3-5 % an. Demnach ist die Laufzeit flexibel.
Meine größte Einnahme-Quelle sind die Verträge, durch die Pfändungen.
Mehr als 60% gehen damit ein.
Dementsprechend besitze ich auch eine große Lagerfläche.
Dabei gibt es natürlich viel Rechtliches, was man einhalten muss, aber bevor ich eine lange Liste einfüge, erspare ich euch das.
Nach schon 2 Jahren konnten wir uns ausbauen und unsere Verkaufsfläche vergrößern - Dementsprechend kamen noch mehr Neuwaren in den Verkaufsraum.
Ich besitze eine Lagerfläche von knapp 1.500 m² und eine Verkaufsfläche von knapp 2.300 m².
Aktuell haben wir bis zu 350-500 Kunden am Tag, gefühlt ist die Tendenz steigend - Da unser Standort auch relativ zentral ist.
Ich empfehle euch, macht einen Plan, stellt meinetwegen eine Liste auf, geht zur Agentur für Arbeit oder lasst euch beraten.
Spart und lasst euch ggf. von eurer Familie helfen aber versucht nicht einen Kredit bei der Bank zu bekommen.
Ich konnte durch den Gewinn des Hauses, die Schulden meiner Eltern im letzten von rund 150.000 Euro bezahlen. (Jeden Monat gespart)
Man muss wirklich als Selbständiger in jedem Bereich sparen, nicht nur an den Kosten, die anfallen.
Wir sind aktuell ein 12-Köpfiges Team - Wir haben von 06.00 Uhr bis 18.00 Uhr und am Wochenende bis 19.00 Uhr geöffnet.
Mein Ablauf ist jeden Tag gleich. 04.00 Uhr aufstehen, 06.00 Uhr den Laden aufschließen, bis 18/19.00 Uhr arbeiten. Dafür habe ich zwei Tage in der Woche frei.
Falls ihr auch mit dem Gedanken spielt, euch selbständig zu machen, informiert euch - Fragt bei einem Unternehmen nach, das euch Informationen geben kann.
Informationen am Anfang sind sehr wertvoll. Auch wenn ihr denkt, dass ihr bereits alles wisst. Das kann man nicht.
Lasst euch nicht von anderen Meinungen ablenken, zieht euer Ding durch, seid stark und macht das, worauf ihr Lust habt.
Ich war damals anders, ich habe mir vieles sagen lassen, ich habe darauf gehört und es schön zu sehen, was aus mir geworden ist.
Meine Eltern und der Rest der Familie ist stolz auf mich, am Anfang waren alle verwundert, dass ich das geschafft habe..
Es ist wirklich ein schönes Gefühl, wenn man auf Familienfeiern eingeladen ist und sich dort blicken lässt, dass ich alle davon überzeugt habe, dass ich es geschafft habe.
Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich mich in den 4 Jahren echt verändert habe. Ich war damals ein stiller und schüchterner Junge. Und jetzt bin ich selbstständig und bescheiden.
Ich wurde in meiner Schulzeit gemobbt und jetzt sehe ich die "Schüler" von früher, die nicht mal die Ausbildung geschafft oder die keinen Beruf mit wirklich hohen Aussichten haben.
Klar, kann das bei euch anders sein - Denn ich habe jetzt auch andere Kontakte als wie früher.
Aber euch muss eins klar sein, "heute" ist es nicht so leicht ein Unternehmen zu gründen, als wie früher.
Jeder kann z.B. eine Webseite registrieren und erstellen und über eine dritte Hand sein Geschäft aufbauen.
Lasst euch Zeit, spart Geld und informiert euch. Denkt jetzt schon an die Zukunft.
Das war meine Geschichte, evtl. habe ich etwas ausgelassen, dies dürfte aber nicht so wichtig gewesen sein.
Vielen Dank.