Hallo Freunde von Charlotta*,
eines der Fächer, die ich im Gymnasium haben durfte, war Cineastik, damals rein auf den Kino-Film beschränkt. Fernsehen gab es damals ansatzweise nur in den USA, obwohl im Deutschen Reich in Berlin und im besetzten Paris (!) für Verletzte der Wehrmacht in zwei Lazaretten Experimental-Fernsehen im kleinsten Rahmen mit einer Reichweite von ca. 1.800 Meter organisiert wurde; etwas was heute kaum jemand außer dem wunderlichen Abifizium bekannt sein dürfte... Aber erst im Laufe der sechziger Jahre entstanden passende Aufzeichnungsverfahren, welche dann nach und nach auch dem Fernsehen Filmaufnahmen ermöglichten.
So werde ich ab und an für das Forum vielleicht einen Film cineastisch besprechen. Mal sehen...
Heute aber ist "Bosch" mein Thema: Nicht die große Hausgeräte-Firma "Robert Bosch" , sondern die amerikanische Serie "Bosch", die im Video-Format bei Amazon entstanden und inzwischen mit zwei Staffeln erschienen ist. Etliche weitere Staffeln sollen vorgesehen sein.
Es handelt sich um eine Krimi-Serie, mit dem inzwischen häufigen Topos des einsamen, rüden, skeptischen, unbeirrbaren Detektive, hier allerdings kein Privat-Detektive, sondern ein Mitglied des berühmt-berüchtigten LAPD. Alles wie gehabt und sattsam bekannt? Auf den ersten oberflächlichen Blick ja, auf den zweiten, aufmerksamen, eindeutig Nein.
Die Serie meidet jede Hektik, Action ist sehr selten. Die Polizeiarbeit ist realistisch, fern von allen notorischen "typischen" Wendungen und Kniffen sonstiger Krimis. Langsame, komplexe Entwicklungen wie im Alltag dominieren die Story, obwohl wie sonst im Leben auch mal Überraschungen auftauchen. Die Geschichten lehnen sich an die Bosch-Romane von Michael Connely, der sich ein gewichtiges Wort bei Produktion vorbehielt. Der Protagonist Harry Bosch wird mit stupender, charismatischer Kongenialität von Titus Welliver gespielt.
Neben ihm kann man als Protagonisten die Stadt, die Melancholie und das Alter ansehen. L.A. wird, sehr gelungen aufgenommen und belichtet, zu einem Hintergrund-Schlüssel für die Geschichte, zu einem Partner des Zuschauers. Und die Serie ist fast in erster Linie eine akkurate Studie über die Melancholie und das Leben im zunehmenden Alter.
Kann ich sehr empfehlen.
Herzlich
Abifiz
*Anspielung auf den Film "Tote tragen keine Karos"