Die Problematik liegt auch daran, dass die Parteien zum Großteil keine Ecken und Kanten mehr haben, ihnen also mindestens ein deutliches Unterscheidungsmerkmal zu einer anderen fehlt. Dafür sind dann andere im "Parteienpool", die zwar eine klare Meinung haben, aber in ihrer Wortwahl sich selbst demontieren bzw. ihre Demokratiefeindlichkeit deutlich machen.
Mit deinem ersten Satz hast du definitiv recht, Aber der zweite scheint mir dann doch etwas gewagt, zumindest wenn er so gemeint ist, wie ich ihn verstehen, nämlich so, dass alle Parteien, die nicht zu diesem "Einheitsbrei" gehören, demokratiefeindlich sind. Zu diesen Parteien, die man nicht mehr auseinander halten kann, zähle ich CDU/CSU, FDP, SPD und die Grünen. Die AfD in manchen wirtschafts- und sozialpolitschen Fragen teilweise auch noch, da aber das restlich Parteiprogramm sich von dem der anderen Parteien doch stark unterscheidet, lasse ich ich sie meist doch außen vor.
Übrig bleiben tun also nur noch die Linkspartei und eben die AfD, die beide auch, wie du es ausgedrückt hast, "ein klare Meinung haben". Diese Parteien jetzt aber als demokratiefeindlich zu bezeichnen, halte ich für gewagt. Es mag, vor allem in der AfD, einen sehr autoritären Parteiteil geben (schon zu sehen an der jüngsten Rede Höckes), aber ich behaupte einfach mal, dass die Mehrheit der Partei und vor allem auch der Großteil ihrer Wähler der Demokratie als solches nicht feindlich gegenüber steht. Ich finde, dass zeigt exakt die falsche Vorgehensweise gegen diese Partei. Nur weil sie teilweise sehr populistische, menschenverachtende, diskriminierende und pauschalisiernde Äußerungen tätigt, sollte man sie nicht gleich als demokratiefeindlich bezeichnen. Dadurch kann sie sich nur wieder schön in ihre Opferolle drängen lassen und dann aus dieser heraus neue potenzielle Wähler versuchen zu rekrutieren. Man muss sie mit ihren Inhalten entlarven, aber ihr nicht durch eigenes Pauschalisieren einen Märtyrerstatus verleihen.
AfD und Linkspartei fordern beide mehr Volksentscheide, was höchst demokratisch ist. Aus welcher Motivation sie dies tun, ist zunächst einmal zweitrangig, wenigstens möchten sie, dass das Volk wieder eine Stimme bekommt. Dieses Gefühl hat man bei den etablierten Parteien schon lange nicht mehr. Hauptsache so viele Pöstchen wie möglich werden mit den eigenen Leuten besetzt, Hauptsache man kann die Politik so gestalten und lenken, wie es den eigenen Interessen am besten in den Kram passt, ob das der Mehrheit der Bevölkerung zugute kommt ist zweitrangig. DAS ist mMn höchst undemokratisch und korrupt, aber nicht das Kritisieren dieser, da sind wir uns glaube ich einig, absolut fehlgeschlagenen Politik der letzten Jahre.