Hallo David.
Gehst Du bitte auch auf die Inhalte ein, dessen was ich im #65 Dir geschrieben habe?
Abifiz
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Neues Benutzerkonto erstellenHallo David.
Gehst Du bitte auch auf die Inhalte ein, dessen was ich im #65 Dir geschrieben habe?
Abifiz
Au weja, David...
Oberste Direktive bei der Sternenflotte mag eine völlig andere sein, aber bei einem Moderator im Netz heißt sie: "Nie abwertend eingreifen, vor allem nicht in eigener Sache..."
Ich hoffe, Du willst Dich nicht hinter Deinem "ganz nett" verstecken, was auch ohne "Bücher" vom Leser ganz gut verstanden werden kann.
Hättest Du Bedenken gehabt, wäre es Dir möglich gewesen, sie mir per Konversation mitzuteilen, davon abgesehen, daß ich Dich per Konversation über mein Vorgehen angefangen hatte zu unterrichten, ohne Deinerseits Antwort zu bekommen, woraufhin ich es nicht weiter betrieben habe...
Zum Inhalt:
Wenn man ein Thema unter "Allgemeine Diskussionen" eröffnet, kann man nicht so genau sagen, wie die Diskussion bei Brisantem und Lebenswichtigem sich entwickelt. Wenn Du aber nur "persönliche Meinungen" im Sinne von "Ganz gut", "Ganz schlecht", "Kenne auch so einen", "An meiner Uni gibt 's so was nicht" sammeln wolltest, hätte Dir der Small-Talk-Bereich zur Verfügung gestanden. "Tabu"-Themen übrigens auf dem Niveau von lockeren "persönlichen" Meinungen eingrenzen zu wollen, gelingt aus gutem Grunde niemandem und nirgends, ist keine Spezialität dieses Threads.
Hier, in diesem Strang, ist die Diskussion sofort grundsätzlich geworden, was mich nicht besonders wundert. Es sind religiöse Fragen von mehreren aufgeworfen worden, unter anderem anfänglich die nach der Bibel und ihren Aussagen dazu, bzw. der etwaigen Notwendigkeit, sie zu korrigieren.
Es sind noch grundsätzlichere Aussagen gefallen. Diejenige von Azure im #15 hab' ich gerade oben zitiert. Die Frage der etwaigen Schädlichkeit für die Menschheit ist vielleicht nicht ganz unerheblich.
Die soziale Frage einer etwaigen "Opfer"-Haltung wurde angesprochen.
Die soziale Frage der Bedeutung und Tragweite des sogenannten "Sich-Outens" wurde angesprochen.
Und auf die Frage nach "Ehe oder nicht" kann man selbstredend mit "Bin für", "Bin gegen", "Bin Laden" antworten, aber hier wurde logischerweise die Frage nach dem Sinn einer Ehe sofort mit-aufgeworfen.
Die Frage nach einer etwaigen Unentbehrlichkeit für Kinder von der Erfahrung mit sowohl Mutter als auch Vater wurde eingeworfen.
Die Frage nach der Poligamie.
Die brisante Frage nach der sogenannten "Leihmutterschaft".
Und, und, und...
Kein Small Talk.
Was mich angeht, meine eigene persönliche positive Grund-Position ist gut sichtbar und wahrscheinlich fundiert. Small-Talk dazu interessiert mich aber nicht. Ich bin ein Wissenschaftler und meine persönliche Positionen entsprechen meinen wissenschaftlichen Wertungen. Und sind sehr differenziert, was übrigens solch ein Thema auch verdient.
Zwar ist ein von Dir in einem öffentlichen Forum eröffnetes Thema nicht Dein Besitz unter Deinem persönlichen Hausrecht, aber einer Bitte von Dir in einer PN an mich, mich da herauszuhalten, hätte ich selbstverständlich aus persönlichen Entgegenkommen entsprochen, wieso nicht?
Genauso wäre es Dir möglich gewesen, weiter am von Dir eröffneten Thema konstruktiv mitzuarbeiten. Vielleicht als erwachsene Alternative zum Schmollen? Wäre eigentlich eine Überlegung wert, und hätte Dir ermöglicht, weiter großen Einfluß auf die Entwicklung des Themas zu nehmen, zumal ich mich dann, wie gesagt, aus eigenem persönlichem Entgegenkommen nach Dir gerichtet hätte.
Fazit:
Die Wendung ins Grundsätzlichere ist ganz und gar nicht von mir gekommen; ist auch bei diesem Thema nicht verwunderlich.
Dein (hüstel...) mir gegenüber nicht ausgesprochen warm aufmunternder/anerkennender (öffentlicher) Eingriff widerspricht Deiner sonstigen Stellung/Aufgabe im Forum.
Weiteren konstruktiven Erwiderungen Deinerseits per PN stehe ich sehr offen.
Und vielleicht hast Du zum Bisherigen auch mehr zu sagen als eine Abwertung als "Bücher"...?
Abifiz
Einen unausgeschlafenen Gruß aus meiner und Pepinos "Nachtwache"...
Schon im vorigen Beitrag hatte ich erwähnt, daß auch in unserer Diskussion, nämlich seitens Azure, das Thema "ausbleibendes Kinderkriegen" im Zusammenhang mit der Homosexualität angesprochen wurde, nämlich in dessen Beitrag #15.
Ich zitiere:
Sollte Homosexualität dennoch so sehr beachtet sein und so vollständig respektiert werden, würde es mich nicht wundern, wenn mit der Zeit immer mehr homosexuelle Menschen gibt.
Dies wäre schädlich für die Weiterentwicklung für die Menschheit. Es könnten weniger Kinder auf die Welt gebracht werden.
Bevor ich darauf vom Wissenschaftlichem her eingehe, möchte ich auf einer sehr, sehr banalen Empirie-Ebene zwei sehr, sehr banale Anmerkungen dazu einbringen:
In Deutschland bekommen nur Ausländer und muslimische Auslandsstämmige Kinder. Die Deutschen und die europäische Auslandsstämmige haben beschlossen, daß das Leben ohne Kinder das wahre Leben ist. Seit Jahrzehnten schon. Ganz ohne Schwulen und Lesben, einfach so. Damit eine Bevölkerung nicht allmählich verschwindet, müssen pro 100 weibliche Wesen je 211 Kinder geboren werden. Das ist so. Amén. Sagt die Demographie, nicht irgendeine Ideologie.
Damit ist keinerlei Bevölkerungswachstum gegeben. Nur eben kein Verschwinden.
Je 100 deutschstämmige und europäische auslandsstämmige Frauen kommen ca. 127 Kinder auf die Welt. (Nur einschätzbar, weil der Prozentsatz ausländischer und deutscher Muslime nicht ausgewiesen wird. Meine Schätzung dürfte aber ziemlich genau sein, bzw. leicht zu positiv.) Das heißt: Rasantestes Verschwinden in Bälde, ganz ohne Zutun streikender Homosexueller. Einfach so, und unter größtem Desinteresse der Allgemeinheit, nach dem Motto "das enorm Wichtige wollen wir gar nicht erst zur Kenntnis nehmen..."
Es geht aber weiter: Da diese Entwicklung schon seit halben Ewigkeiten in dieser Art fortschreitet, ist sie nicht mehr rückgängig zu machen. Es fehlen nämlich dazu die entsprechenden jüngeren Alterskohorten. Würde die Bevölkerung von heute auf morgen oder innerhalb weniger Jahre ihre Einstellung zur Reproduktion völlig ändern (was jedoch gänzlich ausgeschlossen ist...), würde dies lediglich bedeuten, daß man damit das Fortschreiten des Verschwindens der ursprünglichen Bevölkerung aufhielte; daß also nach dem Versterben der großzähligen Alterskohorten die ursprüngliche Bevölkerung nicht weiter schwände, sondern auf einem Pegel von ca. 44-43% des Ausgangswertes verharrte, bei gleichzeitigem galoppierendem Zuwachs der muslimischen Bevölkerung. (Und, wie gesagt, damit ist nicht einmal zu rechnen.)
Es findet also in aller Öffentlichkeit und ganz und gar unbeachtet ein kompletter allmählicher unaufhaltsamer Bevölkerungsaustausch statt. Spätestens 2030 wird die Mehrheit muslimisch sein, vorausgesetzt, es kommen keine weiteren größeren Gruppen Muslime hinzu, womit eigentlich nicht zu rechnen ist.
Reine Demographie.
Wozu es noch Schwuler bedürfte, erschließt sich mir nicht: Das Boot geht doch auch so, ganz von alleine, unter. Es benötigt dazu keine Sündenböcke. Freier deutscher Entschluß, freier deutscher Untergang...
Freilich kein Problem: Man schaue sich in der Welt einfach um. 98% der Länder mit muslimischer Mehrheit auf dieser Welt gedeihen und blühen in Frieden, Freiheit und Demokratie, sogar noch viel, viel erfolgreicher darinnen als Nordkorea! Ich wüßte nicht, warum man sich überhaupt deswegen Sorgen machen müßte, es sei denn, man berge in sich einen verkappten Nazi, wie dies wohl beim üblen Abifiz der Fall sein dürfte...
Daß wir uns richtig mißverstehen: Das erwähnte Schwinden & Verschwinden bedeutet keine "sanfte" Abnahme, ganz im Gegenteil. Es bedeutet, daß immer stärkere Alterskohorten von immer kleineren jüngeren Kohorten ernährt und gepflegt werden müssen. Ich glaube, den Verantwortlichen fehlt die Phantasie, sich dies überhaupt auszumalen...
Die zweite sehr, sehr banale Anmerkung ist die, daß die Weltbevölkerung aus allen Nähten platzt. Wenn man sich die weltweite Bevölkerungskatastrophe anschaut, könnte man ihr auf der Stelle 85% Schwulen und Lesben wünschen...!
Im nächsten Beitrag werde ich ins Wissenschaftliche gehen.
Daß ich aber jetzt endlich schlafen könnte, danach schaut es leider nicht aus. Das ist der Preis meiner letzten erfolgreichen ambulanten Chemo-Zeit. Pepino, die treue Seele, wacht mit mir und über mich...
Herzlich
Abifiz
Einen schönen guten Abend allseits.
Warum wurde in vielen Kulturen homosexuelles Verhalten negativ bewertet? (In diesem Zusammenhang versucht man "zu den Anfängen" zu gehen, um diese Abwehr zu verstehen, das heißt zu den "ursprünglicheren" Kulturen.)
Dies dürfte im Wesentlichen zwei Quellen entspringen.
Bevor ich auf sie eingehe, muß ich eine Klärung vorausschicken: In den ursprünglicheren Stammes-Kulturen gab es tendenziell eine sehr tiefe Dichotomie zwischen Frauen und Männern. Männer stachen eher als Individuen hervor als die Frauen, die eher als Gruppe auftraten/wahrgenommen wurden. (Das ist auch sehr verkürzt wiedergegeben.) Das dürfte mit ein Grund gewesen sein, warum homosexuelles Verhalten fast ausschließlich bei den Männern geortet und besprochen wurde.
Zurück also zu den zwei wahrscheinlichen Hauptquellen.
Die erste liegt im Intuitiven: Auf den ersten spontanen Blick hin, vom "Intuitiven" her dient Sexualität der Reproduktion. Das ist noch die Einstellung vieler, bzw. auch von einigen religiösen Gruppen. In diesem Strang hat Azure sich vor allem in diesem Sinne geäußert. Wobei die Sorge um ihr generationelles Fortkommen in kleinen Stammesgruppen immer sehr wichtig gewesen ist.
Die zweite ist subtiler: Die männliche Sexualität ist den Männern immer als verletzlich erschienen. Einmal aufgrund der relativen Ungeschütztheit der männlichen Hoden, dann aber auch weil eine Unmenge von psychischen Einflüssen die Sexualität des Mannes abschwächen können, und man nichts desgleichen über die "geheimnisumwitterte" Sexualität der Frauen wußte. Homosexuelle Tendenzen wurden relativ leicht als Bedrohung der männlichen Potenz, aber auch der männlichen Sexualität als solchen, durch eine Verletzung ursprünglicher, wesentlicher "Ordnungen" eingestuft.
Anderseits führte aber in etlichen Fällen der Animismus ursprünglicher Kulturen auch zu einer Aufwertung der Homosexualität, die als "heilig" angesehen werden konnte, als magisch besetzt und heilsam bei den Individuen, die sich sozusagen "sakral" hier widmeten.
Herzlich
Abifiz
Hallo Defkil.
Um die Frage der Bedeutung des Gehirns in diesem Zusammenhang hatte ich mich im vorigen Beitrag noch etwas gedrückt, in der Hoffnung es ginge mir heute besser. Das ist aber nicht der Fall, also versuche ich es nun trotzdem: Mal sehen, ob es mir gelingt... (Seit den ersten stationären Chemos 2008 bekomme ich ab und an auch Kopfschmerzen, etwas was sonst, zumindest in der Art, in meinem Leben vorher nicht aufgetaucht war. )
Es handelt sich um ein delikates Thema: Viele unter den heutigen Neurobiologen vertreten dabei einige Positionen, die ich nicht teile. Ich streife sie jetzt nur kurz und rein schlagwortartig, was natürlich nicht ganz angemessen ist, aber für unsere Bedürfnisse reicht. Zum Beispiel: "Es gibt kein Ich. Beim "Ich" handelt es sich um eine Illusion. Es gibt wechselnde Hirnzustände, das war 's dann auch. Es gibt kein freier Wille. Das Hirn entscheidet nach biochemischen Gesetzen, das war 's dann auch. Von einem freien Willen kann gar keine Rede sein. Im Gehirn findet dort dies, da jenes statt, das kann man mit bildgebenden Verfahren wunderbar verfolgen." Etc. etc.
Letztlich läuft dies alles stets auf ein naives "reduktionistisches" Erkenntnisbild hinaus, bei welchem der Mensch "sein Gehirn ist".
Es handelt sich zunächst, bevor man überhaupt die einzelnen Aussagen analysiert, grundsätzlich um sogenannte Kategorienfehler. Es wird "wesenhaft" über etwas gesprochen (das Fachwort dazu hieße "ontologisch"), bevor man überhaupt geklärt hat, was dieses "Etwas" überhaupt wäre, zu sein hätte. ("Freier Wille" zum Beispiel als inhaltsleeres Schlagwort, unter welchem der Reduktionist sich anscheinend voraussetzungslose Willkürentscheidungen vorstellt. )
Selbstverständlich gibt es auch in den stammesgeschichtlich später entstandenen Gehirnstrukturen (Großhirn) tendenzielle Spezialisierungen. Trotzdem gelten einige übergreifende Grundsätze beim Versuch, die Beziehungen zwischen Gehirn überhaupt, Gehirnstrukturen im einzelnen und geistiger Arbeit zu verstehen. Ich erwähne hier nur die wesentlichsten: Im Gehirn hängt letztlich alles mit allem zusammen. Analogien mit einem Computer gehen fehl. Das Gehirn ist enorm plastisch. Unsere Beziehungen, Lektüren, Erlebnisse, etc. etc. etc. formen ständig das Gehirn um.
Nun zum HSP. (Für alle: Devkil hat hier etwas angesprochen, was unter Umständen nur mir am Ende geläufig ist? Ich weiß nicht... Ist das der Fall? Wenn es doch noch Bedarf nach Klärung gäbe, würde ich ja morgen oder übermorgen einfach darüber ein Thema eröffnen, in welchem ich erläutern kann und etwaige Fragen dazu beantworten... )
In einigen Grundzügen trifft die HSP-Eigenschaft auch auf mich selber zu. Das ist einer der zwei halbwegs sogar ein bißchen zusammenhängenden Gründen, warum ich nach Auflösung meines Sekretariats im Jahre 2000 Israel verlassen habe, um meinen Lebensabend im alten Europa zu verbringen: In der Heimat waren mir etliche Mitmenschen zu hektisch und distanzlos und laut einerseits, anderseits das politische Leben mir seit einigen Jahrzehnten zu verbiestert. (Warum ich dann Bulgarien verlassen habe, wo ich mir ein Häuschen gekauft hatte, weißt Du ja.)
Es dürfte auf der Hand liegen, daß ich Deine entsprechende Anfrage mit großer Sympathie gelesen habe.
Von meiner beruflicher Erfahrung her sind im Gehirn vor allem die thalamischen Strukturen für die feinen Gerechtigkeitsantennen des HSP-elers tragend, freilich in Zusammenhang mit der jeweiligen Biographie. Dieser Zusatz ist mir sehr wichtig.
Falls Du aber noch Fragen hast, komme einfach darauf zurück. Ist mir eine Freude.
Herzlich
Abifiz
PS
Falls Du Interesse hast, kann ich Dir entsprechende Foren benennen.
Hallo allseits.
Während ich den Teil der Frage von Defkil, der sozusagen auf "Geist und Gehirn" überhaupt hinzielt, in einem dafür extra eröffneten Thema abzuhandeln anfange, beantworte ich hier den anderen Aspekt seiner Frage: "Hängt die Einstellung eines Menschen zur Homosexualität von seinem Gerechtigkeitssinn ab?"
Zunächst kommt von mir der fast obligate Hinweis auf die Kultur: Ob homosexuelles Verhalten in einer Gesellschaft kontrovers oder gar verpönt ist, hängt von der herrschenden Kultur ab. Die kulturellen Einstellungen dazu sind nämlich von Kultur zu Kultur höchst verschieden.
In der westlichen Kultur war homosexuelles Verhalten längere Zeit verpönt, in etlichen Staaten sogar strafbewehrt. Die spät eingesetzte Gegenbewegung zur Emanzipation von "Homosexuellen" hat sich mittlerweile im gesamten Westen weitgehend durchgesetzt. Im kleinteiligen Alltag gibt es häufig noch Probleme, zuweilen sogar sehr große. Reale grundsätzliche oder praktische Vorbehalte gegenüber der Homosexualität sind mehr oder weniger unterschwellig, manchmal auch offen, freilich noch durchaus allgegenwärtig, wenn auch tendenziell (recht) langsam abnehmend. Von der Frage der zunehmenden Anwesenheit von Muslimen in Teilen von Europa will ich hier zunächst gezielt absehen.
Die Frage von Defkil erweist sich somit auch als in ihrer Beantwortung kulturell abhängig:
Bin ich kulturell so strukturiert, daß homosexuelles Verhalten in meinem Urteil entweder "pervers" oder einfach (ohne Abwertung) krank oder zumindest "suspekt" anzusehen ist, wird mein Sinn für Gerechtigkeit zumindest prinzipiell mir eben Positionen meinen Urteilen gemäß nahe legen. Dasselbe gilt für den Fall, daß meine kulturelle Strukturierung mir ein positives Urteil zum homosexuellen Verhalten ermöglicht.
Meiner Meinung nach mit einer (wichtigen!) Einschränkung: Ein starker Sinn für Gerechtigkeit wird mich an meinen eigenen Urteilen zweifeln lassen, wenn ich zwar von der kulturellen Prägung her Vorbehalte gegenüber der Homosexualität hege, aber das konkrete Kennenlernen von Homosexuellen, sie mir als "gute Menschen" zeigt. Und eben der Gerechtigkeitssinn würde mir ja erlauben, sie deutlich vorurteilslos einzuschätzen. Darüber hinaus ermöglicht der Gerechtigkeitssinn, schlüssige fremde Argumente an sich hereinzulassen.
In diesem Sinne gehe ich ins Bett...
Herzlich
Abifiz
Hallo miteinander.
Defkil hat im Strang, den DavidH über die Homosexualität eröffnet hat, mir eine schwierige Frage gestellt, für welche ich hier ein neues Thema anfange.
@abifiz vlt kennst du dich da ja mehr aus, soweit ich weiß, hängt der Gerechtigkeitssinn eines Menschen, an der Größe/Strukturierung eines bestimmten Teiles des Gehirns.(Die Aussage bitte nicht angreifend verstehen) Ich tippe jetzt mal ganz spontan darauf, dass die Einstellung zu diesen Thema, sehr davon abhängt (bin selber über das Thema HSP darauf gestoßen, aber leider nicht groß Zeit gehabt mich damit zu beschäftigen)
Es sind genaugenommen zwei voneinander unterscheidbare Fragen: Die erste lautet, "Hängt die Einstellung zur Homosexualität vom Sinn für Gerechtigkeit?" Auf diese erste Frage werde ich selbstverständlich im Ausgangs-Thread eingehen, nämlich demjenigen von David, und nicht hier.
Die zweite Frage ist völlig anders gestaltet. Man könnte sie so unterteilt wiedergeben: "Gibt es im Menschen einen Gerechtigkeitssinn? Falls ja, wo, wie, wann?" (Letzteres von mir jetzt etwas salopp formuliert... ) "Kann man Gehirnstrukturen damit in Beziehung setzen?", wäre also ein Sonderaspekt dieser Unterteilung.
Ich werde versuchen, mich in abgestuften Schritten den verschiedenen Aspekten der zweiten Frage von Defvkil nach und nach zu nähern.
Eine grundsätzliche Bemerkung bring' ich einleitend ein: "Den" Menschen als "Naturding" an und Pfirsich gibt es nicht. Ein komplett sich selber sofort überlassenes Menschenkind würde nach nicht allzu vielen Stunden sterben, abgesehen davon, daß es seinerseits in den Monaten der Schwangerschaft schon mit der Mutter interagiert hat. Man kann ein unbearbeitetes Stein irgendwo entdecken, okay. "Unbearbeitete" Menschen gibt es aber nicht. Sie sind immer auch kulturell eingebettet und kulturell mit-geformt. Diesen Aspekt sollte man immer im Hinterkopf parat halten.
Um uns nach einem etwaigen "Gerechtigkeitssinn" zu fragen, müssen wie vorher eine enorme Hürde überwunden haben, will man nicht "einfach so" daherreden: "Was ist Gerechtigkeit?" Erst in einem späteren Schritt in einem zweiten Beitrag kann dann die Frage nach dem Geist und dem Gehirn gestellt werden.
Lese ich zum Beispiel dazu die Wikipedia, finde ich einen nach meiner Auffassung ausgezeichneten englischen und einen katastrophal im Kern mißratenen deutschen Artikel. Warum werte ich sie so? Während der englische Artikel sich abwägend entfaltet, nimmt der deutsche von Anfang an eine egalitaristische Position an: Nicht nur Fairneß und Grundsatzgerechtigkeit für alle, sondern (von mir jetzt polemisch augenzwinkernd übertrieben) gleicher Haarschnitt für alle. Diese Haltung zum Thema kann man als "Gleichmacherei" abwerten, oder sie wertend als "Tugendterror" bezeichnen; sie entspricht auf jeden Fall nicht dem Begriff von Gerechtigkeit, den ich hier erläutern möchte.
Um eine schwierige vertiefte philosophische Diskussion zum Wesen der Gerechtigkeit zu meiden, versuche ich meine hiesigen Angaben zum Begriff stark "einzudampfen".
Gerechtigkeit wäre demnach:
Gleiche Behandlung des Gleichen, ungleiche Behandlung des Ungleichen.
Anerkennung der Werte von allen.
Fairneß.
Gleichheit vor Regeln und von den Konsequenzen bei deren Mißachtung. (Beim Menschen: "Justiz")
Prinzipielle Güte im Ausgleichskonflikt.
Recht auf Verteidigung, einschließlich des Rechts auf jeweils angemessene Gewalt vor bedrohlichen Aggression, je nach Maß der Bedrohung, wo Ausgleich unerreichbar.
Recht auf einen Grundschutz.
Recht auf Entfaltung.
Um nach einem etwaigen "SINN" für Gerechtigkeit zu fahnden, müssen wir beim Menschen in seiner persönlichen Entwicklung so früh ansetzen wie nur möglich, um den jeweiligen kulturellen Einfluß zu minimieren. Dann werden wir, wenn überhaupt, auf erste Keime dieses Sinnes treffen. Und wenn wir nach ersten Keimen suchen, dürfen wir und sollen wir nach weiteren evolutiv hochentwickelten Tieren Ausschau halten, ob auch in ihnen solche frühe Keime auszumachen sind, da sie in einer relativen evolutiven Nähe zu uns stehen.
Also:
Gibt es bei hochentwickelten Tieren solche Keime?
Gibt es sie bei menschlichen Babies?
In beiden Fällen ist die Antwort eindeutig "JA"!
Sowohl bei einem Baby ab dem achten Lebensmonat, als auch bei höheren Säugetieren sind die erste Keime eines Sinnes für Gerechtigkeit aufzufinden.
Es sieht so aus, daß ein Gerechtigkeitssinn tatsächlich existiert.
Schon bei niederen Affen ruft demonstrative Besserbelohnung eines Exemplars bei Lösung einer Aufgabe bei seinen Kumpanen Empörung hervor.
Schon bei acht-neun Monaten alten Babies ruft die demonstrative Bevorzugung eines fremden Babys Irritation hervor.
Hi, Defkil.
Stellst eine Frage, die mich sehr ins Schwitzen bringen wird, in dem Versuch, sie so sprachlich einfach wie (mir) nur möglich zu beantworten.
Schon die obigen Beiträge haben mir in diesem Versuch sehr viel abverlangt. Die Themen sind nämlich vom Wissenschaftlichen her viel komplexer, als es manchmal den Anschein haben mag, und ich bin nunmal ein Wissenschaftler...
Ich werde ein neues Thema mit Deiner Frage eröffnen. (Ich war schon im Bett, aber die Nachwirkungen der Chemos waren so stark, daß ich gemerkt habe, es hat kein Zweck. Also bin schon wieder am Schreibtisch und trinke meinen Kaffee mit viel Milch, wie immer... )
Herzlich
Abifiz
PS
Pepino hat dabei sofort seinen Platz auf dem Schreibtisch zu meiner Tröstung und Begleitung eingenommen: Die rechte Seite des Schreibtisches gehört ihm...
Einer meiner Vornamen ist Aby, beliebte Kurzform von Abraham, wie z.B. bei Aby Moritz Warburg, den vielleicht hier jemand kennt, oder auch nicht , einem verstorbenen deutschem Kulturwissenschaftler. (Bei mir: Uri Claudio Aby)
Ich benutze meistens _ je nach Gesprächspartner _ die ersten oder einen der ersten zwei Vornamen, Freunde meistens stets den einen oder anderen der beiden, immer aber den selben. Meine Familie zog/zieht den dritten vor.
Als ich 2000 nach Auflösung meines Sekretariats das Internet für mich selber "entdeckte", mußte ich mir ja einen Nick zulegen.
Von Aby ausgehende dachte ich:
Kein Malefiz,
kein Benefiz,
sondern
ein Abifiz!
2006, als mir jemand dann mit siebzig Jahren Verspätung zum bestandenen Abitur gratulierte, kam ich erst auf die Vor-Existenz des Wortes in der deutschen Pennälersprache... Tschjah, zu spät entdeckt... zu spät... [Blockierte Grafik: https://www.woltlab.com/wcf/images/smilies/smile.png]
Herzlich
Abifiz
Wenn wir über die Homosexualität sprechen, unterliegen wir meistens dem spontanen Irrtum anzunehmen, der Begriff sei "eine klare Sache", sozusagen klar vom Anbeginn menschlichen Krabbelns auf unserem Planeten.
So ist es aber nicht.
Bis vor ca. 140 Jahren kannte man homosexuelles Verhalten, nicht aber "Homosexualität". Man wußte: Männer können es auch mit Männern, Frauen auch mit Frauen. Von einem "Ding" namens Homosexualität wußte man nichts.
Zu der Einführung des Begriffes ist man erst im Zuge der ersten "identitären" Diskurse im ausgehenden 19. Jahrhundert gekommen.
Ab da existiert überhaupt der "Homosexuelle".
Meine Äußerung ist heikel, weil "politisch unkorrekt".
Politisch korrekt ist: Es gibt die "Heterosexuellen", es gibt die "Homosexuellen". Als etwas unwillig geduldeter Zwischenfaktor dann noch die "Bisexuellen". Angeborenes, ganz und gar Unverrückbares, Eindeutiges gibt den Takt und basta.
Ganz am Anfang unkte ich, jetzt aber würde ich es mir mit allen Lesern verderben... (Also nicht nur mit selektiven Pseudo-Lesern wie Lars, die aus meinen hiesigen Texten eine ureigene Mixtur brauen, um sie dann als meine zu verkaufen.)
Die politisch korrekte Sprechweise ist jedoch von meiner Position aus unhaltbar.
Jeder Mensch ist nämlich zu homosexuellem und heterosexuellem Verhalten prinzipiell fähig, jedoch in völlig verschiedenen Ausgradungen des Vorherrschens. Vom beinah ausschließlich homosexuellen bis zum beinah ausschließlich heterosexuellen, in einer konkreten, graduellen Ab-Nuancierung der individuellen Verhaltensmöglichkeiten, gemäß also einem variablen zunehmenden oder abnehmenden Gradienten, je nachdem vom welchem Ende der Skala betrachtet wird.
Wovon abhängig?
a) Von der Genetik
b) Von der Epigenetik
c) Von der persönlich durchlaufenen Frühkindheit und Kindheit als kulturellem, sozialem, individuellem Erlebnis
d) Von den gesamtkulturellen Einflüssen
Wobei die vier Punkte untereinander wechselwirken.
Bei der Genetik handelt es sich um eine Grundausstattung, die sich erst durch die drei folgenden aufgeführten Wirkungsmomente nach und nach im persönlichen Leben dann vollständig in ihren Auswirkungen entfaltet.
Bei der Epigenetik handelt es sich um die Betätigung genetischer Schalter, die erst im Laufe des persönlichen Lebens betätigt werden, so oder so, oder gar nicht an der Stelle, sondern an jener anderen, in dem oder in dem anderen Ausmaß. Man könnte also sagen, sehr ungenau aber sehr bildhaft, daß die Epigenetik so etwas wie ein Bindeglied zwischen Genetik und Umwelt darstellt.
Weiter wirken von Anfang an auf den werdenden Erwachsenen die ihn prägenden Gesamt-Umwelt-Einflüsse (auch im Sinne späterer eventueller trotziger Gegen-Prägungen), je nach Kultur (in allen ihren, auch eventuell untereinander widersprüchlichen Aspekten), wie auch je nach persönlichen Prägungen und Begegnungen, angefangen von jenen im "Bauch" der Mutter, zu denen durch die Eltern, und, und, und... etc. etc.
In unserer Kultur ist, entgegen den politisch korrekten Annahmen, das Thema der Homosexualität mit enormen, heftigsten, vorwiegend unbewußten und/oder vorbewußten Affekten behaftet, was erklärt, warum auf fernen, uns unbekannten Planeten plötzlich aus angeblich "anderen Gründen" in diesem Zusammenhang offene und/oder unterflurige Aggressionen heftige Funken schlagen können.
Fürs erste scheint mir damit einiges Diskussions-Material gegeben zu sein.
Später werde ich noch weiter meine Ausführungen ergänzen.
Dem aggressiven Lars geantwortet:
Wie ich überdeutlich geschrieben habe, die Besprechung der religiösen Bezüge, die im Strang bisher angeschnitten worden waren, hab' ich vorausgewählt, um sie hinter mich zu bringen, und dementsprechend meinerseits über das Thema weiter OHNE religiöse Bezüge schreiben zu können.
Es ist nicht jedem gegeben, über das Thema der Homosexualität ernsthaft, ernstzunehmend und ruhig zu sprechen. Anscheinend gehören weder Du noch Dennis zu diesem Kreis. Wer freilich meint, mit einer gehöriger Portion Albernheit & Oberflächlichkeit könnte man die Chose glatt abhandeln, wird, wie schon Dennis, Deinen sinnvollen Einwurf gehörig auskosten.
@An alle.
Daß ich nun die Besprechung der davor im Strang angeschnittenen religiösen Bezüge von meiner Warte aus abgeschlossen habe, bedeutet keineswegs, daß ich nicht bereit wäre, auf Fragen und Einwände auch hierüber einzugehen. Jeder mag sie nun diskutieren, wie es ihm beliebt, ich würde mich daran beteiligen, falls ich mich mit-angesprochen fühle oder explizit angesprochen werde.
Falls meine Schmerzen es mir erlauben, werde ich noch heute abend weiter zum Kern des Themas von meiner Position aus gehen.
Herzlich
Abifiz
Teil 3
Unser fiktiver Christ will wissen, was das "Matthäus"-Evangelium in seiner rechten Hand unter 19,24 sagt. Je nach Übersetzung liest er: „Nochmals sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in das Reich G*ttes gelangt.“
Kann überhaupt je unter den schlimmsten und gewagtesten Anstrengungen ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen? Offenkundig nicht. Was ist das also für ein Spruch?
Vergegenwärtigen wir uns: Die Evangelien wurden mehrere Generationen nach der berichteten Zeit auf Vulgär-Alt-Griechisch verfaßt. Sie fußen aber auf vermißte aramäische Spruchsammlungen.
Rekonstruiert man den ursprünglichen Sinn, bekommt man: "Eher kriegt man ein Tau durch ein Nadelöhr, als daß jemand, der gierig auf seine [irdischen] Güter ist, in das Reich G*ttes gelangt." Auch hier, wie oben schon, eine völlig andere Aussage.
Man sieht: Das Thema der ursprünglichen Bedeutungen ist ein absoluter Kern-Thema.
Was den jüdischen Umgang mit dem "Tanach" angeht, vergessen wir nicht: Erst die Diskussion mit kontroversen, bis sogar gegensätzlichen Interpretationen ermöglicht der Judenheit die ursprünglichen Texte zu verstehen.
Von einer "Offenbarung" im christlichen Sinne kann man dabei nicht reden: Für den Juden sind die Texte in der geschichtlichen Auseinandersetzung des jüdischen Volkes mit der gespürten Präsenz G*ttes entstanden, müssen "gedeutet" werden.
Und der Tanach wird als ein allmählicher Übergang von der strengen Gesetzlichkeit zum Vorrang der Liebe in den späteren Texten verstanden. Die Bücher, die sich noch um die strenge Gesetzlichkeit drehen, haben u.a. den (sowohl psychoanalytisch als hermeneutisch gesehen) beinah manischen, aber auf alle Fälle ziemlich zwanghaften Schwerpunkt der REINHEIT. (Der später, im Sinne einer eben Gesamt-Erzählung von der warmen Zugewandtheit, vom Verzeihen und der Liebe abgelöst wird, beinah so wie in einem modernen Entwicklungs-Roman des 19. Jahrhunderts!)
Deswegen die fixe Idee der einzuhaltenden Reinlichkeit/Reinheit, die von allem und jedem "besudelt" wird, deswegen die manischen grausamen Strafen, wie zum Beispiel _ für unser Thema wichtig _ ausgerechnet die Todesstrafe durch Steinigung für den angeblich besudelnden Analverkehr.
Schauen wir uns aber die Fortentwicklung an: In den späteren Psalmen, wird die Männerliebe in allen Erscheinungen offen besungen, und als süßer als die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau gepriesen. (In der besprochenen Palästina-Zeit wurde ja die Liebe zwischen Frauen nicht abgehandelt, im Unterschied zur früheren klassischen griechischen Zeit.)
Fazit:
Aus der sogenannten "Bibel" als solchen muß man im Judentum zu keiner Verunglimpfung der Homosexualität kommen.
Anders verhält es sich bei den Christen, aufgrund der paulinischen Briefe im sogenannten "Neuen Testament". Paulus und die deutero-paulinische Tradition sind von der Homosexualität buchstäblich besessen, psychoanalytisch gesehen sogar wahnhaft besessen. Sie haken maßlos darauf, schreien sozusagen in Schnappatmung darüber. Die Christen können dem nur entgegenwirken, wenn sie von der buchstäblichen Kategorie heilig offenbarter Texten abgehen. (Am besten aber ohne in die totale Wellneß-Beliebigkeit gewisser heutiger Verlautbarungen von evangelischer Seite plump hineinzurutschen... )
Hi, Jakob.
Über den Tod Deiner Freundin könntest Du berichten, wenn Du magst. In einem dafür extra eröffneten Thema unter "Diskussionen".
Willst Du?
Herzlich
Abi
Teil 2
Für die Juden ist der Tanach (= ein Akronym) eine Sammlung schwieriger Texte, die nur in heftigen Diskussionen mehr oder weniger dialektisch erschlossen werden können, wobei, entlang des erwähnten Spektrums von den mehr am Buchstaben klebenden Ultraorthodoxen bis zu den am kritischsten orientierten Liberalen, es schrittweise in Richtung kritischer Hermeneutik und bibliographischer Archäologie geht.
Aber das hier von mir vorgebrachte Prinzip gilt für alle Juden. Somit steht der Tanach lediglich gleichwertig (!) zu den schriftlich festgehaltenen Diskussionen von fast zehn Jahrhunderten, und zu den heutigen weiteren mündlichen Diskussionen, und kann nach jüdischer Auffassung NUR im Lichte dieser Kontroversen überhaupt interpretiert werden. (Vergessen wir nicht. Das sogenannte "Alte Testament" der Christen existiert "eigentlich" gar nicht! Es handelt sich ja dabei lediglich um die "Enteignung" von zum Teil von den Christen mißverstandenen und von ihnen isolierten jüdischen Schriften, eben vom erwähnten Tanach.)
Das schriftlich aus den Diskussionen Festgehaltene heißt "Talmud". (Hebräisch für "Studium")
So wie der Tanach zum Teil (Hauptteil) im alten Hebräisch, zum Teil in Aramäisch fixiert wurde, so wurde der Talmud zum Teil hebräisch, zum Teil aramäisch überliefert, und wird wie der Tanach nur in den beiden Originalsprachen gelesen und diskutiert.
Bevor ich weiter die Prinzipien des jüdischen Umgangs mit sogenannten "biblischen" Aussagen erläutere, mach ich auf das Übersetzungs- und Interpretationsproblem der "christlichen" Texte, bzw. der Christen aufmerksam.
Zunächst:
Sprachen als solche wandeln sich. Sie wandeln sich in sehr verschiedenen Geschwindigkeiten.
Ein gebildeter Italiener versteht fast alles auf Anhieb von einem italienischen Text aus dem sechzehnten Jahrhundert. Ja, sogar italienische Texte aus dem vierzehnten Jahrhundert bereiten ihm keine Schwierigkeiten. Ein interessierter Italiener mit neuen Schuljahren hinter sich wird zwar etwas Mühe mehr hie und da haben, wird aber letztlich doch alles von der Sprache her auch verstehen. Bei Franzosen würde das ganze wesentlich schwieriger sein, was das sechzehnte Jahrhundert angeht, kaum entzifferbar aber für das vierzehnte ohne Spezialstudium werden. Von Deutschen wollen wir gar nicht erst reden, und Engländer brauchen dann schon fürs sechzehnte (!) Jahrhundert Übersetzungen, falls es sich nicht um professionelle Spezialisten für die alten Formen ihrer Sprache handelt. Ein Wandel also mit sehr verschiedenen Geschwindigkeiten.
Und das ist ist erst der Anfang! Parallel dazu und wechselwirkend damit geht der kulturelle Wandel einher. Begriffe von heute wären nicht allzu selten einem Deutschen aus dem vierzehnten Jahrhundert schon als Begriffe völlig unverständlich. (Dabei mein' ich gar nicht erst Begriffe aus Technik-Bereichen!) Und Begriffe von damals sind häufig heutigen Deutschen ganz und gar unverständlich. Kaum jemand wäre heute in der Lage, den Begriff "Minne" kulturell zutreffend zu erläutern, oder wiederzugeben, was damals tatsächlich ein "Kirchenasyl" bedeutete.
Nun stelle man sich einen heutigen Deutschen mit Abitur vor, der in einer Hand Texte auf Deutsch aus dem Tanach (die er als "Altes Testament" seiner "Bibel" ansieht) und in der anderen das sogenannte Matthäus-Evangelium hält.
Von der Einbettung des eigentlich jüdischen Tanach in die jüdischen Diskussionen-Überlieferungen weiß er nichts, auch von der jüdischen Grundeinstellung nichts, die Diskussionen und der Tanach seien zueinander völlig auf Augenhöhe.
Nehmen wir dabei einen Text X aus dem Tanach in seiner linken Hand.
Ist über Jahrhunderte zusammengestückelt worden von den verschiedensten Redakteuren mit den verschiedensten Absichten und verschiedensten kulturellen Hintergründen. Davon weiß er nichts. Sein ausgewählter Text wird halt "gemeinhin" dem Propheten X zugeschrieben, also denkt er, wird wohl vom Propheten X auch verfaßt worden sein. Zum Teil sind es Erzählungen auf Hebräisch gewesen, zum Teil auf Aramäisch. Das heutige, real vorhandene (nicht abwertend gemeint) "Schlußgepansche", das wir kennen, ist auf Aramäisch oder Alt-Hebräisch fixiert worden.
Aber ohne Vokale! Nur die Konsonanten! Die Vokalen sind Jahrhunderte später hinzugefügt worden, so daß häufig Unsicherheit herrscht, ob es auch die richtigen sind. (Man stelle sich vor: "gwsn". Ewigkeiten danach streiten dann untereinander die "Masoreten", diejenigen die in Israel die Texte nach-vokalisiert haben, heißt es dort bei "gwsn" nun "gewesen" oder "gewiesen"??)
Christen der ersten Jahrhunderte haben es dann mühseligst und mit tausenden von kleinen und größeren Mißverständnissen in eine völlig andere Sprachwelt und "Sprachdenke" übersetzt: Ins volkstümliche, späte Alt-Griechische. Andere Sprecher dieser Sprache haben versucht, den Text ins volkstümliche sehr späte Latein zu übersetzen. Zum Teil waren es aber native oder nicht native, aber habituelle Sprecher des späten Vulgärlateinischen, die nicht so gut das Vulgär-Alt-Griechische beherrschten, die bei jenen Übersetzungen "geholfen" hatten. Allesamt ohne die geringste Ahnung vom Hebräischen und vom Aramäischen, und mit Vorurteilen gegen das Judentum. Später folgten weitere konkurrierende lateinische Übersetzungen, aus denen die konkurrierende deutsche Übersetzungen erwuchsen, die später dutzende von Malen, bis heute, verändert und verändert wurden.
Nehmen wir also ein Beispiel:
Unser fiktiver Christ will lesen, was im "Leviticus" (auch 3. Buch Moses genannt) 18,22 steht. (Jüdisch: "Wajikra" = "Er rief")
Je nach deutscher Fassung liest er: "Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau, es ist ein Greuel." So, so...!
Was steht auf Hebräisch?
Es steht in einem Kontext (salopp ausgedrückt) "waschechter", verschiedenster Reinheitsvorschriften: "Du sollst nicht auf einem Mann dich legen auf der selben Bank auf der du auf der Frau liegst. Das ist abscheu-erregend unrein." (In dem Kontext geht es um die "Unreinheit" der Frauen bei ihrer Menstruation.) Ich lasse es mal so, und komme später darauf zurück.
Aber vielleicht ahnt man langsam meine Skepsis mit deutschen Texten aus der heutigen Kultur als wackelige Übersetzung aus einer totalen Fremde.
Folgt Teil 3
Liebe Leute von heute,
liebe Schwestern von gestern,
liebe Brüder aus dem Puder,
liebe Leser mit & ohne Gläser,
seid alle gegrüßt.
Ich habe nun beschlossen, es mir gründlich mit allen zu verscherzen, also schreibe ich jetzo* todes-despektierlich noch zu diesem schwierigen Thema.
Zunächst:
Es sind auch mehr oder weniger religiöse Aspekte von den Vorrednern gestreift worden.
Dazu einiges von vorneweg, sozusagen vor der eigentlichen Frage.
Das heißt: Die Tatsache, daß solche religiöse Aspekte für viele in der Diskussion eine Rolle, zum Teil eine wesentliche, gespielt haben, erfordert von mir, gesondert und ausführlich auf sie einzugehen, bevor ich in medias res mit Fug und Recht eintreten kann.
"Die Bibel" (altgriechisch für "das Buch").
Damit werden in der Hauptsache (von Randfragen also abgesehen) die jüdischen Schriften des Tanach und die christlichen Schriften des sogenannten "Neuen" Testaments benannt.
Daß die Christen sich den Tanach schlichtweg angeeignet, und sie prompt zu einem "Alten" Testament umbenannt haben, das erst in einem "Neuen" Testament seine Vollendung/Fortschreibung findet, ist ein "geschickter", jedoch kein besonders "schöner" Zug gewesen, schon gar nicht den Juden gegenüber.
Die Christen entwickelten mit den Jahrhunderten die etwas unklare Theorie der "göttlichen" Inspiration, welche in ihren buchstäblichsten Auswüchsen beinah einer Art von Einflüsterungsdiktat ins Ohr der jeweiligen (angeblichen) menschlichen Verfasser sehr nahe kam.
Wie sieht es heute aus, bezogen auf die drei christlichen Hauptströmungen, die evangelische, die katholische und die orientalisch-orthodoxe? Bei letzteren herrscht noch die ursprüngliche erwähnte Doktrin, nur sehr geringfügig durch die Ergebnisse der Bibelforschung ergänzt.
Bei den ersten zwei hat besagte Forschung starke Spuren hinterlassen, wobei im katholischen Bereich die Spannungen hierüber zwischen Theologen und Hierarchie noch sehr groß sind. Grundsätzlich aber sehen die Katholiken verschiedene Verfasser und nachträgliche Redakteure am Werke, wobei sie alle irgendwie "rechtgeleitet" gewesen wären. Heute würde man vielleicht sagen: Die als sehr gute und fromme Verfasser ernstzunehmen sind. Diese Auffassung geht aber großen Teilen des Episkopats schon etwas zu weit, Teile die sich um eben traditionellere Aussagen winden & quetschen, ohne aus dem Dilemma zwischen doktrinärer Überlieferung und theologisch-hermeneutischer und historischer Forschung herauszufinden.
Im evangelischen Bereich setzte überhaupt die erste ernstzunehmende Forschung an, und zwar schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die meisten und besten Wissenschaftler im Bereich der biblischen Wissenschaften sind evangelisch gewesen. Ihre Ergebnisse sind teilweise epochal und haben sogar die Forschung an antiken Texten auch sonst überhaupt beflügelt! Seit circa dreißig Jahren aber ist es gar nicht mehr möglich zu sagen, wie evangelische Theologen die Bibel sehen, weil sie es selber nicht mehr wissen. Die heutigen evangelischen Kirchen verkünden vor allem Vages, Zeitgeistiges, Moralisches, "stylisch Geschwätziges", dies aber sehr laut und undeutlich...
Einigermaßen klare Aussagen über die Schriften, auf welche sich angeblich die Christen beziehen, zu beziehen haben, sind in den evangelischen Hauptströmungen nicht mehr zu bekommen.
Von "angeblichen" Verfassern schrieb ich weiter oben, weil die Forschung bald die Unhaltbarkeit etlicher Zuschreibungen und Datierungen nachwies. Bis auf einige Texte des sogenannten "Neuen" Testaments, zum Beispiel sieben aus dem Gesamtkorpus von angeblich "paulinischen" Briefe, die tatsächlich Paul zuzuschreiben sein dürften, sind fast alle sonstige Texte, ob aus dem Tanach oder den christlichen Schriften, das Ergebnis etlicher (auch größerer) redaktioneller Umarbeitungen meistens unbekannter Autoren über lange oder manchmal sogar sehr, sehr lange Zeiträume, und nicht allzu selten in Widerstreit untereinander.
Und im Tanach kann man noch weiteren, viel älteren mündlichen Wurzeln mit den modernen Methoden nachgehen.
*poetisch
Folgt Teil 2 (Bitte nach Möglichkeit noch nicht Stellung zu meinem Text nehmen!)
NACHTRAG:
Was ich hier direkt oben vergessen habe, aber mir fest vorgenommen hatte einzubringen, ist meine Empfehlung, den Wirkstoff bei Morbus Crohn und bei der Multiplen Sklerose zu verschreiben.
In beiden Fällen nämlich erzielt man (meistens) eine spürbare psychische und somatische positive Wirkung, ganz besonders dann bei den stark Dunkelhäutigen, die nach Europa migriert sind, und die aufgrund ihres Melanin-Anteils in der Haut bei der schwächeren Sonneneinstrahlung weniger Calcidiol bilden können.
Freut mich sehr, sehr, sehr, Defkil, daß Du Dir Gedanken gemacht hast!
So etwas gibt mir großen Auftrieb im Kampf gegen meinen Krebs.
Leider ist die Seite, welche Du mir genannt hast, nicht berühmt-berüchtigt wegen ihrer Seriosität, nicht einmal in Buxtehude oder auf Helgoland, der größten Insel Südamerikas... oder so, oder wie...
Cannabidiol, auch dasjenige aus indischen Pflanzen und zur günstigsten Zeit geerntet, hat leider meines Wissens keinen Einfluß auf das Multiple Myelom, außer natürlich eine stimmungsaufhellende. Selber habe ich es gelegentlich bei bestimmten Formen sogenannter Schizophrenien verschrieben.
Eine Regeneration meiner Knochenschäden ist nicht möglich. Damit aber die Knochen insgesamt sich kräftigen, verabreiche ich mir (und lasse mir auch in der Klinik oder in der Reha-Klinik verabreichen) sehr wirksame Biphosphonaten-Infusionen, über einen festen in mir implantierten Anschluß (einen "Port"), der auch die Transfusionen aufnimmt.
Cholecalciferol (Vit. D3) würde ich nicht als Hormon ansehen. Vielleicht einigen wir uns darinnen, daß man es auch als ein "Prohormon" betrachten kann. Ich gehe immer wieder ans Tageslicht und besitze eine UV-Lampe mit UV-B-Lichtanteil. Beides ermöglicht mir, dieses Secosteroid in einer Vorform in der Haut zu bilden. (Immer noch als C27H44O, aber dimethylisiert in seiner Struktur.)
Durch mein Alter bedingt, kann ich durch das UV-B-Licht (ob durch Sonne oder Strahler) und die Nahrung nur ca. um 1/3 dessen, was Dir möglich ist, an dem Secosteroid bilden. Außerdem bin ich nicht hellhäutig, sondern dunkelhäutig.
Ich werde es also, von Dir nun angeregt, wieder einnehmen zur Unterstützung der Wirkung der Biphosphonate, entweder in seiner Speicherform "Calcidiol" (mit O2 statt O1) oder sogar direkt in seiner Aktivform als Calcitriol (mit O3 statt O2).
Ansonsten gebe ich Dir zu bedenken, daß der Stoff in Überdosis hochtoxisch ist und somit sehr gefährlich.
Zu dem Begriff "natürlich":
"Die Natur" existiert nicht, ist ein menschliches, westliches Konstrukt, ursprünglich christlicher Bauart. Es existiert nur Chemie und Biochemie unter physikalischen Bedingungen. Es ist wurscht, ob aus den Feldern und Wäldern und Bächen oder aus den Laboren. Ein substantieller Unterschied ist grundsätzlich lediglich in der menschlichen Ideologie dazu zu finden.
Natur = suppergud; Chemie = supperpös.
Nur damit Du einen Vergleich hast: Von ca. 1830 bis 1914 war Natur = supperpös-pöse; Chemie = ultraa-suppergud. Alles Ideologie.
Mineralien sind Mineralien, Punkt und basta, wie auch immer gewonnen. Pflanzliches und Tierisches ist evolutiv geworden, nicht gebastelt. Wobei der Mensch seit Urzeiten und zunehmend auf das Evolutive Einfluß nimmt. Das ist der ganze grundsätzliche "Unterschied", der keiner ist.
Ansonsten: Bei Laborprodukten kenne ich ziemlich präzise bis präzise die Zusammensetzung, bei evolutiv Gewordenem nicht, was u.U. zu eigentlich reinen Pseudoeffekten _ immerhin! _ führen kann ("Placebo"-Effekt) oder zu unerwarteten negativen Nebeneffekten, bis sogar zu Katastrophen. Die ideologische Skepsis gegenüber pharmazeutischen Produkten reduziert wiederum enorm ihre positive Wirkung bei den davon Affizierten "Naturianern" ("Nocebo"-Effekt). Ganz real reduziert sie auch die faktische Compliance, mit eigenmächtigen Dosis-Reduzierungen und eigenmächtigen Einnahme-Abbrüchen, ihrerseits in manchen Fällen verhängnisvoll.
Wenn es Dich interessiert, eröffne ich dazu einen eigenen Strang. Dann kann man das Thema in Ruhe vertiefen, das ich an dieser Stelle nur im wilden Galopp gestreift habe.
Herzlichst
Abifiz
Hallo Matze.
Beruhigungsmitteln sedieren hauptsächlich, können also jemanden so stark sedieren, daß er kaum noch wach bleibt; oder in ihm hypnoide Bewußtseinszustände bewirken, in denen er also zum Teil traum-nahe wahrnimmt und erlebt.
Problematischer noch in der Wirkung sind aufmerksamkeitsteigernde Amphetamine (Methylphenethylamine, künstlich im pharmazeutischen Labor hergestellte Amphetamine) oder Methylphenidat, ein Abkömmling davon. Vom zweiten wird irrtümlich häufig kolportiert, es sei ein Beruhigungsmittel, manchmal sogar auch von den ersten.
Der Grund ist darinnen zu sehen, daß die Stoffe, vor allem der zweite, aber der erste auch, wenn der zweite im Einzelfall wirkungslos bleibt, gegen ADHS verschrieben werden, und die damit behandelte Kinder danach ruhig und fähig zur Aufmerksamkeit werden. Es handelt sich aber um eine komplexe paradoxe Wirkung, die ich gerne erkläre, wenn der Wunsch danach geäußert wird, und keineswegs um eine Sedierung.
Ich kann nur davor warnen, solche Mittel einzunehmen. Sedativa können im entscheidendem Moment die Aufmerksamkeit abtöten, dröge werden lassen. Sie wirken lange und gefährlich nach, auch im Verkehr, ob Fußgänger oder nicht. Im Einzelfall können die Auswirkungen noch problematischer sein.
Methylphenidat ohne ärztliche Indikation und Kontrolle kann zu den vielfältigsten, gefährlichen Resultaten führen, bis hin zum Ausbruch einer Psychose.
Laßt alle die Finger von solchen Spielereien: Das ist so gefährlich wie barfuß laufen auf einer Rasierklinge...
Hallo Dende.
Die psychische Verfassung und Einstellung ist natürlich nicht alleine entscheidend.
Auch gute Ärzte, eine gute Pflege, eine rechtzeitige Diagnose, soziale Einbindung und akzeptable Wohnverhältnisse entscheiden mit, sind genauso wichtig.
Es bleibt aber dabei, daß ohne eine aufgeschlossene, zugewandte und vitale Psyche der Kampf gegen den Krebs viel weniger bis kaum Erfolgsaussichten hat, je nachdem wie gravierend die konkrete Erkrankung ist. (Es gibt auch weniger gravierende Formen von Krebs.) Insoweit hast Du einen absoluten Kernpunkt angesprochen!
Herzlich
Abifiz
Jo, da ist er wieder, der rasende Sprachreporter, jung, dynamisch, und in den letzten Tagen etwas schmerzen-geplagt, weswegen also hier bei diesem Thema die unfreiwillige Pause.
Abbbber, wie schon der österreichische Bundeskanzler Erich Honecker vor der Schlacht von Königgrätz rief: "Ochs' & Esel halten Abifiz bei seinem Trott nicht auf!" Oder so ähnlich, woraufhin Liechtenstein den Krieg gewann und Bonn Reichshauptstadt wurde...
Ja, ja, die Geschichte lehrt uns Mores, die Erdkunde nur Kokolores! Und falls hier jemand eingedenk meines Beitrags #8 in Der Krebs, die Schwäche und der Tod mich jetzt verdächtigt, voll des süßen Fentanyls zu sein: Nööö, nicht ganz, es sind mindere Schmerzmittel am Werke, die mich halt etwas meschugge machen, ansonsten alles Paletti! (Leihgabe nämlich von Cesare Paletti, Erfinder des Reißverschlusses und erster amerikanischer Präsident, deswegen groß geschrieben...)
In diesen Tagen führt ein berüchtigtes deutsches Wochen-Magazin, das seine Macher (und nur sie!) für höchst gelungen, weltoffen und überhauuuuupt nicht antisemitisch, nicht die Spur, nöööö , nicht mal eine klitzekleine Prise, es führt also _ weltoffen eben! _ sogar auf dem Titelblatt die Geschichte des Super-GAUs von Tschernobyl, um zu bekräftigen, wie super-doof seine Macher sind: Der "Größte Anzunehmende Unfall" wird also vom Super-Größten getoppt, wobei man sich dann fragt, wie nun irgendwann jene weltoffenen Genies den Super-Größten bei ihrer künftigen Sprachakrobatik toppen wollen. Die werden doch nicht immerfort von einem langweiligen "Super-GAU" erzählen, oder?!
Ochs' und Esel halten das deutsche Nachrichtenmagazin in seinem Lauf nicht auf, Größeres als Super-Größtes muß endlich her: Wie wäre es mit einer allerschärfsten Wendung um 360°? Da käme in keinster Weise die Konkurrenz mit, einzigst dem weltoffenen Magazin stünden maximalsten Ruhm und (eine Flasche) Rum zu. Hypergalaktischer Super-GAU wäre auch ganz hübsch im extremsten Fall und aus der scharfen Wendung um 360° könnte entsprechend eine noch hypergalaktisch-sensationellsteren um 720° folgen, da bleibt keinst Auge trocken!
Wer hat noch nicht, wer will noch mehr?!
Von seiner Überdosis 2-(4-Isobutylphenyl)Propionsäure
leicht beschickert, grüßt herzlich
Abifiz
Einen schönen guten Morgen wünsche ich allen momentanen Lesern.
Weiter im Text, zu den Krebserkrankungen:
Mein eigener Krebs, das Multiple Myelom, ist ein Krebs des Knochenmarkes. Leider greift er dann aber auch die eigentliche Knochensubstanz an. Ganz schön übergriffig von ihm, nicht wahr...?
Mein Skelett hat fast überall Schäden davon getragen, kleine und massive, je nachdem. Komplett schadenfrei sind nur meine Hände und Füße, sowie der Unterkiefer. Im Rücken trage ich eine eingebaute Titanstäben-Konstruktion, und an mehreren sonstigen Stellen weitere kleinere Titan-Teile, jeweils zur Unterstützung meines Skelettes.
Die Erkrankung konnte bei 4.700 Jahren alten Gräbern im Nahen Osten an einigen Skelett-Überresten nachgewiesen werden, dürfte aber um die 11.000 Jahre alt, somit eine ziemlich rezente (=unserer Zeit nahe) Krebsform sein. Etliche andere menschliche Krebserkrankungen sind wesentlich älter.
Auch andere höhere Tiere leiden unter Krebs. In meinem langen Leben hatte ich persönlich insgesamt vier Katzen (männlich) und sieben Hunde (weiblich). Eine der Katzen und zwei der Hunde erkrankten an Krebs. Ein wichtiger Grund für die hohe Rate an Erkrankungen bei den Haustieren und den Menschen ist unter anderem die Zunahme der Lebensdauer. Je älter man nämlich wird, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, doch noch an einem Krebs zu erkranken.
Noch in der Mittleren Steinzeit starben die Menschen meistens mit 32-36 Jahren. Zehn Jahre ältere Menschen waren recht selten, galten als sehr alte, weise Menschen. Da war logischerweise in Vergleich zu heute die Krebserkrankungsrate nicht hoch. Und manche Krebserkrankungen hatten sich noch nicht herausgebildet. Ab der Jungsteinzeit wurde dann die Lebensspanne immer länger. Die heutige Jugend hat eine Lebenserwartung von durchschnittlich 18 Jahren mehr als diejenige von Menschen die 1900 geboren wurden, falls man direkte und indirekte Sterbefälle durch Gewalteinwirkungen herausrechnet (wie Unfälle oder Kriegsverletzungen). Damit wird eine Krebserkrankung im hohen Alter für etliche eine mögliche unwillkommene Realität werden.
Krebs bedeutet aber heutzutage keine unüberwindbaren Schmerzen mehr, ist häufig durch Behandlung einhegbar (wie in meinem Fall) und nicht allzu selten auch heilbar. Entscheidend dabei ist die Wahrung der Lebensqualität der Patienten.
Bei der Behandlung der Schmerzen gibt es allerdings einen Haken:
Bei starken Schmerzen können die Schmerzmittel sich etwas oder punktuell bewußtseinsverändernd auswirken. Ich mußte bis Mitte 2010 mit sehr hohen Dosen Fentanyl (bis zu 250 µg in der Stunde) behandelt werden, einem künstlichen, also hochpotenten Opioiden. Ab und an zeigte ich dann sonderbare Merkwürdigkeiten in meinem Verhalten, insgesamt vier Mal in drei Jahren, an welche ich mich überhaupt nicht erinnern kann, und die mir lediglich durch die Erzählung der anderen Beteiligten bekannt sind. Einmal stand ich am frühen Morgen im Winter in Socken und Bademantel auf der gefrorenen Landstraße vor meinem Haus, und wollte Autos anhalten, weil ich der Meinung war, in meinem Zustand sofort in die Klinik zur Behandlung zu müssen.
Ein anderes Mal kam meine Krankenschwester zu mir und fand mich in der Küche auf dem Rücken liegend. Dort betrachtete ich intensiv und schweigsam die Decke über mir. Alle Versuche der Schwester, meine Aufmerksamkeit zu wecken, schlugen fehl: Die Küchen-Decke dürfte mich schon rein von einem philosophischen Standpunkt aus gesehen viel mehr interessiert haben...
Alarmiert rief die Schwester die 112 an. Es kamen zunächst zwei Rettungssanitäter vom Roten Kreuz zu meinem Haus. Der eine faßte mich an der linken Schulter und schüttelte mich ein wenig. Ohne mit der Wimper zu zucken, und ohne jedes Zeichen von Aufregung, erteilte ich ihm einen speziellen Kampfschlag auf die Subclavia-Arterie unmittelbar unterhalb der Stelle, bei welcher sein linkes Schlüsselbein die erste Brustrippe kreuzt. Der gute Mann plumpste bewußtlos auf den Boden, und ich konnte mich weiterhin meinen profunden Betrachtungen der Küchen-Decke widmen...
Ich bin sehr erleichtert, über keine eigenen Erinnerungen an solche Auftritte zu verfügen...
In den letzten Tagen hab' ich mittelstarke Schmerzen, weswegen ich zum Beispiel an der Serie über "Sprachliche Fehler" noch nicht weitergearbeitet habe. Aber im allgemeinen bin ich in den letzten zwei Jahren nicht allzu stark schmerzen-geplagt.
Gut so, liebe Leute, auf solche Schmerzen kann man gerne verzichten!
Herzlich
Abifiz