Hallo Jabba,
ich sitze nun seid ein paar Jahren auf der anderen Seite des Tisches bei Bewerbungsgesprächen; Insbesondere bei den Anschreiben gibt es sehr viele Meinungen, was wünschenswert ist und was nicht. Mein Geschmack muss also nicht unbedingt für deine Firma zutreffen, siehe das lieber als eine weitere Meinung unter vielen an.
Grundsätzlich:
Bei einem Praktikum bietest du dem Unternehmen deine Arbeitskraft an und erhältst im Gegenzug Berufserfahrung und Ausbildung von dem Unternehmen zurück. Wenn sich ein Abiturient bei mir auf ein Praktikum bewirbt, gehe ich grundsätzlich davon aus, dass die Einarbeitungszeit intensiver sein wird als bei einem Studenten im 6ten Semester. Vor dem Hintergrund empfehle ich dir, dass du eine Unterstützung für einen längeren Zeitraum als 2 Wochen anbietest. Nach 2 Wochen hast du bei einer interessanten Aufgabe gerade die Einarbeitung abgeschlossen. Du planst - aus Sicht des Unternehmens - also, die Firma / Abteilung zu dem Zeitpunkt zu verlassen, zu dem du hättest anfangen können, etwas durch deine Arbeitsergebnisse zurück zu geben. Wenn ich die Wahl hätte eine 8-wöchige Praktikumsstelle entweder durch einen 8-Wochen Praktikanten oder aber durch 4 2-Wochen Praktikanten zu besetzen, würde ich mich immer für den einen entscheiden.
Bewirb dich lieber ab dem 3ten Semester für eine freie studentische Mitarbeit während der vorlesungsfreien Zeit / Semesterferien um mehr Abwechslung in deinen Lebenslauf zu bekommen. Loyalität ist auch ein Wert, den die Unternehmen suchen.
Bezüglich deines Anschreibens:
Aus meiner Sicht hast du nichts wirklich falsch gemacht, aber auch ein paar mögliche Punkte liegen gelassen. Das Anschreiben liest sich recht austauschbar, der Personaler merkt nicht, dass du dich mit seinem Unternehmen wirklich auseinander gesetzt hast. Aus dem Anschreiben kannst du auch einen Serienbrief basteln und 40 Bewerbungen an verschiedene Adressen rauskloppen. Das machen viele so, weshalb du sehr positiv heraus stichst, wenn es bei dir offensichtlich nicht der Fall wäre.
Ich würde dir folgende Struktur vorschlagen:
<Betreffzeile>
"Bewerbung für ein Betriebspraktikum im Bereich Webdesign
<frei>
<frei>
Sehr geehrte Frau Müller,
<1. Absatz>"
<1. Absatz: 2 Sätze: Wer bin ich, was suche ich>
<2. Absatz: 2-5 Sätze Warum bewerbe ich mich bei genau diesem Unternehmen?>
Was genau macht dir persönlich an Videobearbeitung oder Webdesign Spaß und bei welchen persönlichen Erfahrungen hast du das gemerkt? Möchtest du bei einem kleinen oder einem großen Unternehmen arbeiten? Interessiert dich die Branche des Unternehmens? Wie bist du auf das Unternehmen aufmerksam geworden?
<3. Absatz: 2-5 Sätze Was kann ich zum Unternehmenserfolg beitragen?>
Belege mit Beispielen: Ersetze zum Beispiel "Das Lösen von Problemen bereitet mir Spaß" durch "Schon von klein auf konnte ich mich stundenlang mit mathematischen Knobelaufgaben beschäftigen und habe das Erfolgserlebnis genossen, wenn ich die Lösung gefunden habe" (nur wenn es stimmt, natürlich) anstelle von "Ich bin ein team-Player" gefällt mir besser "Durch meine Beteiligung bei der Organisation verschiedener LAN-Parties habe ich in den vergangenen Jahren gelernt, mich in unterschiedlichen Rollen bestehender Teamstrukturen erfolgreich zu integrieren" ...
<4. Absatz: 1-3 Sätze Rahmendaten und ggf. zurückhaltende Bauchpinselei>
Ab wann stehst du zur Verfügung?
Wie lange stehst du zur Verfügung?
Wie viele Stunden kannst du pro Woche arbeiten?
Erwartest du einen monitären Ausgleich (Bezahlung)
--- Sehr vorsichtig sein mit Bauchpinselei; manchmal kann man aus der Eigendarstellung des Internetauftrittes erkennen, was dem Unternehmen wichtig ist (Leitbild; Unternehmensgrundsätze, etc). Das sollte zu dir passen und dann kannst du das aus deiner Perspektive schreiben. - Z.B.
"Über eine kleine Praktikumsvergütung würde ich mich freuen, wobei mir Aufgabenfeld und Arbeitsklima wichtiger sind als die Höhe einer möglichen Vergütung"
<Anlagen> - Hast du in deinem Posting nicht genannt
<Ort, Datum, Unterschrift>
Weitere Anmerkungen:
* In der Medien- und IT-Branche ist es teilweise üblich, sich grundsätzlich zu duzen. Wenn designierte Bewerber in den Stellenausschreibungen geduzt werden, solltest du das Unternehmen auch im Anschreiben von dir aus duzen.
* Wenn du den Namen des Sachbearbeiters aus der Internetseite herauslesen kannst, dass Sprich diese(n) auch im Anschreiben direkt an.